Im Sturm
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Heiligabend auf See. Der Tag fing auch sehr schön an, doch als wir nach dem Abendessen der Mannschaft noch ein schönes Fest wünschten bemerkten wir schon den ersten Ansatz von Seekrankheit. Die Bescherung fand im Liegen statt und den guten Rotwein tranken wir dann doch nicht. Die darauffolgenden Tage und Nächte wurden sehr unangenehm. Man rutschte einfach quer durch das Bett. Ab und zu ruckelte auch das ganze Schiff - wenn es in ein Wellental krachte und gegen den nächsten Wellenberg fuhr. Wir kamen uns vor wie Gefangene: Trocken Brot, Wasser und gefesselt (ans Bett).

Blick aus der Koje

Blick aus der Koje auf ein Bild und unsere Jacken - wir sind nicht betrunken, das sind 30° Schräglage vom Schiff

Man kann sich auch gar nicht vorstellen, was alles bei einer Schräglage von bis zu 45° rutschen kann. Alles muß festgebunden oder verkeilt werden. Auch wir mußten uns in der Koje verkeilen, denn selbst die vom Kapitän empfohlene stabile Seitenlage half hier nicht mehr. Quer ins Bett legen und alle vorhandenen Kissen und Decken zum Abstützen des .

Körpers nutzen, dann kann man stundenweise schlafen. Mehrere Male fiel dann auch noch der Motor aus und wir trieben im Meer. Doch der Chief packte es immer wieder die Maschine anzuwerfen. Zwischendurch spielten wir in Gedanken durch, wie man die Schwimmwesten anzieht und was alles mitzunehmen sei.

Die Ankunftszeit in Felixstowe verschob sich immer weiter nach hinten. Wie wir später erfuhren haben einige Schiffe Container verloren. In Frankreich gab es einige Tote aufgrund des Unwetters. Kein Flugzeug hob mehr ab. Und wir bei Windstärke 10-11 mittendrin. Der Kapitän konnte aufgrund der schweren See (Schwellen und Wind) nicht auf dem geplanten Kurs bleiben. D.h. wir fuhren immer weiter nach Osten auf die französische Küste zu. Doch endlich nach drei Tagen konnten wir um die Bretagne herumfahren und gelangten in den Englischen Kanal. Das war dann auch der Zeitpunkt, wo wir völlig etkräftet unser erstes Abendessen - ein kleines Käsebrot - einnahmen. Zwischendurch haben wir festgestellt: “Wenn ich die See so seh, dann mag ich das Meer nicht mehr.”

OPDR Tangar in Schräglage OPDR Tangar in Schräglage

Sturmimpressionen: Man beachte oben die Schräglage, unten die Höhe des Mastes in Bezug zum Horizont, und wer meint schon mal Gischt gesehen zu haben, der bedenke beim rechten Bild, daß wir uns auf der Brücke im 4. Stockwerk ca. 110m vom Bug entfernt befinden!

OPDR Tangar im Gischtschleier
OPDR Tangar im Wellental OPDR Tangar auf einem Wellenberg

Doch nachdem wir Weihnachten krank im Bett verbracht hatten, wurde mein Mann nun an seinem Geburtstag gut entschädigt: Schönes Wetter. Nun durften wir auch wieder hinaus, da wir bei dem Wetterchen ja nicht mehr von Bord gespült werden konnten. Bei so einem Ausflug sah mein Mann, daß das Schiff eine bräunliche Spur hinter sich herzog. Der Kapitän hat die Ursache dann schnell ausfindig gemacht. Ein Container mit Olivenöl war nicht seegerecht verpackt und leckte nun. Der Vorfall wird an OPDR gemeldet. Im Englischen Kanal flog ein Hubschrauber wenige Meter über unserem Heck und leuchtete auf das Kielwasser. Dies wird häufig von der Coastguard gemacht, da es immer wieder Schiffe gibt, die Motorenöl in die Nordsee ablassen. Doch das wenige Olivenöl hatte keine Folgen, denn wir wurden nicht in Felixstowe festgehalten.

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Stand: Juni 2010

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